Cash ist wieder King

Geopolitische Risiken, steigende Insolvenzzahlen, sinkende Absatzzahlen – Unternehmen und ihre Treasurer befinden sich wieder in unruhigen Zeiten. Deshalb verwundert es auch nicht, dass Cash- und Liquiditätsmanagement auch wieder zur größten Herausforderung zählen. Dagegen kehrt wieder mehr Entspannung bei den Themen Finanzierung und Zinsen ein. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen Treasurer-Panel, an dem von Oktober bis November 2024 rund 40 Treasury-Chefinnen und -Chefs aus der deutschsprachigen Region teilgenommen haben. Rund 60 Prozent der Befragten geben an, dass die derzeit größte Herausforderung die Liquiditätssteuerung und das Cash Management ist. Im vorherigen Panel, das im November 2023 erschien, stuften die Treasurer diesen Punkt noch als drittgrößte Herausforderung ein. Gerade die steigenden Insolvenzzahlen zeigen, dass ein gutes Liquiditätsmanagement in diesen Zeiten enorm wichtig ist. Treasury-IT wird zur größeren Herausforderung Vor diesem Hintergrund sind digitale Themen etwas weniger wichtig. Im November 2023 stand das Thema Treasury IT noch ganz vorn, diesmal ist das Thema mit 45 Prozent auf Platz 2 gerückt. Neue TMS-Einführungen oder SAP S/4 Hana beschäftigen viele Treasurer. Die Mehrheit der Befragten nutzt ein TMS. Ebenfalls 45 Prozent der Befragten geben an, dass das Risikomanagement für sie eine Herausforderung ist (Vorjahr: Platz 2). Das ist wenig überraschend angesichts der geopolitischen Risiken. Als viertgrößte Herausforderung sehen 36 Prozent der Unternehmen den Umgang mit Banken; das Thema ist eine Stufe hochgerutscht. Wie schon 2023 können die Treasurer Themen in Bezug auf den Kapitalmarkt sowie das Asset- und Pensionsmanagement gut bewältigen. Und auch das Thema Working Capital Management rangiert nur unter „Sonstiges“. Refinanzierung ist schwieriger geworden Die Finanzierung bleibt für 25 Prozent der Befragten ebenfalls eine Herausforderung, damit allerdings für nicht so viele wie 2023 (40 Prozent). Dieser Trend spiegelt sich auch in der wiederkehrenden Frage wider, wie sich die Finanzierungsbedingungen in den vergangenen drei Monaten verändert haben. Für 60 Prozent haben sie sich nicht verändert, für 23 Prozent verbessert und für 17 Prozent verschlechtert. Im Jahr 2022 hatten sich für viele im Zuge der Energiekrise die Finanzierungsbedingungen verschlechtert, 2023 bereits wieder bei einigen verbessert. Besonders Unternehmen, die durch eine Transformation gehen, haben es derzeit schwer. Mehrere Befragte nennen im Freitextfeld etwa die restriktivere Kreditvergabe. Ein Befragter gibt an, dass sich die Geldgeber kaum noch auf lange Finanzierungslaufzeiten einlassen. Gleichzeitig seien die Refinanzierungskosten gestiegen, was vor allem an der Zinswende liege. Ein weiterer Befragter erwähnt „die Verschlechterung der Unternehmensratings und den schwierigeren Zugang zum Schuldscheinmarkt“. Auch die schwache wirtschaftliche Lage nennen einige Befragte als Herausforderung. „Die Auswirkungen der schwachen Konjunktur wirken sich auch auf die Bilanz-/GuV-Kennzahlen aus“, schreibt ein Befragter und ein weiterer: „Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Verschlechterung der Zahlweise haben einen Impact auf den Cashflow, ebenso Unsicherheit in den Märkten.“ Zinsschock überwunden Häufiger wird auch das Thema Banken genannt, insbesondere die potentielle Übernahme der Commerzbank durch Unicredit. Ein Treasurer fürchtet etwa die „Neujustierung der Kernbanken“. Darüber hinaus werden im Bankenkontext auch die „höheren Ausfälle bei den Banken“ genannt. Für einen Befragten ist es herausfordernder, dass die Banken nun mehr Informationen im Bereich Cyberrisiken und ESG fordern. Ein anderer nennt die „Verkäufe von Landesgesellschaften bei Bankkonzernen (zum Beispiel HSBC Kanada)“, die ein Projekt im Treasury ausgelöst hätten. Kaum noch herausfordernd scheint das Thema Zinsen zu sein. Die Mehrheit – 64 Prozent – bewertet die sinkenden Zentralbankzinsen in Europa für ihr Unternehmen als positiv, 8 Prozent als negativ. Der Rest findet die gesunkenen Zinsen weder negativ noch positiv. Die meisten spüren die Zinsen bei Finanzierungen (70 Prozent) und nur 30 Prozent in der Geldanlage. Bei der Finanzierung sind für über die Hälfte (56 Prozent) die gestiegenen Zinsen wenig herausfordernd, für 20 Prozent sogar gar nicht herausfordernd. Für fast genauso viele der befragten Treasurer (17 Prozent) sind sie weiterhin herausfordernd und für nur 3 Prozent sehr herausfordernd. Hier geht es zum gesamten Panel.

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