Rund 400 Gäste, darunter zahlreiche Corporate Treasurer, folgten der Einladung der Deutschen Bank, um einen Tag lang über die aktuellen Trendthemen im Treasury zu sprechen.
Viel Aufmerksamkeit fanden vor allem die Unternehmenspräsentationen. Mattis Schwind von Biontech stellte etwa die Real-time Treasury-Lösung des Mainzer Impfstoffherstellers vor, Rolf Krahl sprach über die Nutzung virtueller Konten bei B&B Hotels, Martin Martorell Nassl referierte über die ISO-20022-Umstellung der Stadtwerke München und Niklas Hasselfeldt erklärte die Funktionsweise der neuen Payment Factory von Winterhalter.
Deutlich wurde in den Vorträgen, dass die Arbeitsprozesse im Treasury immer schneller werden müssen: „Viele Kunden schauen auf das Thema Echtzeit-Treasury und in diesem Bereich vor allem auf API-Lösungen und virtuelle Konten“, beobachtet Thomas Mayer, Head Cash Sales DACH & Global Head Liquidity Solutions bei der Deutschen Bank.
Geopolitik sorgt für Unsicherheit
Darüber hinaus zog es viele Gäste zu den Programmpunkten, in denen die Wörter „KI“ und/oder „Liquidität“ genannt wurden. Von denen gab es eine ganze Reihe: Es ging etwa um das KI-basierte FX-Hedging von Aviareps oder die Liquiditätsplanung der frisch verschmolzenen Autozulieferer Schaeffler und Vitesco. Für Deutsch-Banker Mayer kommt das hohe Interesse an diesen Themen nicht überraschend: „Mit Blick auf die aktuelle geopolitische Lage ist die Liquiditätsplanung und -sicherung im Gesamtkonzern – auch mit Einsatz von KI – einer der wichtigsten Prioritäten.“
Zwischen den Workshops diskutierten Treasurer kontrovers über die teils erratischen Entwicklungen in der Weltpolitik. Sollte im Lieferkettenbereich beispielsweise die Strategie „local for local“ forciert werden, um Trumps Zollfantasien nicht zum Opfer zu fallen? Und wie kann das Treasury einen derart komplexen Umbau der Supply Chain optimal begleiten?
TMS: Wunsch nach mehr Standardisierung
Aufgrund der hohen Unsicherheiten fahren viele Unternehmen aktuell auf Sicht, Investitionspläne werden erstmal auf Eis gelegt. Auch das treibt so manchen Treasurer um: „Keiner weiß, ob wir die Liquidität dafür in vier Wochen oder vier Monaten benötigen – das erschwert die Planung enorm“, klagt ein Treasurer.
Auch die anwesenden TMS-Anbieter konnten sich nicht über mangelndes Interesse beklagen. Deutsch-Banker Mayer sieht hier einen klaren Trend: „Im Fokus unserer Kunden steht die Weiterentwicklung einer heterogenen Systemlandschaft mit dezentralen Prozessen hin zu mehr Standardisierung, Automatisierung und Zentralisierung im Treasury, sowie den Anpassungen durch veränderte Anforderungen der sich weiterentwickelnden Geschäftsmodelle.“
Philipp Hafner ist Redakteur bei DerTreasurer und FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Zuvor arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.