Die Lage ist instabil: Zahlreiche Payment-Konzerne wie Adyen, Worldline oder Unzer befinden sich in einer Krise. Der durch Corona befeuerte Boom der Zahlungsabwickler ist mittlerweile deutlich abgeflaut. Die Hoffnungen waren zwischenzeitlich groß, dass der Trend hin zu Onlineoder Kartenzahlungen für enormes und nachhaltiges Wachstum sorgen würde. Doch von diesen Fantasien ist wenig übrig.
Aber was sind die Gründe für die schwierige Lage der Zahlungsabwickler inmitten einer Zeit, in der Kartenzahlungen zunehmen? „Durch Covid gab es einen unheimlichen Boom beim kontaktlosen Zahlen und im E-Commerce, wo Anbieter höhere Erträge als bei stationären Transaktionen erwirtschaften. Als Folge floss viel Geld in die Zahlungsabwickler“, erklärt Maximilian Fuchs von der Beratung CMSPI. Dadurch seien die Bewertungen bei manchem Zahlungsabwickler gestiegen. „Was wir jetzt sehen, ist eine Art Marktkorrektur. Der erhoffte Boom ist nicht dauerhaft eingetreten, sondern nach Corona abgeflaut.“
Zinswende setzt Abwickler unter Druck
Fuchs sieht auch das Ende des billigen Geldes aufgrund der Leitzinserhöhungen als Grund für die Krise der Anbieter, da das für das Wachstum benötigte Kapital nun deutlich teurer ist. Fuchs und sein Kollege Matthias Rothweiler erwarten nun eine Konsolidierung im Markt: „Es wurde viel gekauft und es gab viele Zusammenschlüsse, es gibt aber immer noch sehr viele Plattformen am Markt, auch innerhalb einzelner Dienstleister. Dadurch können Payment-Konzerne noch nicht ausreichend Skaleneffekte nutzen“, so Fuchs.
Treasury-Abteilungen sollten derweil die Strategie aus den vergangenen Jahren überdenken, raten die Experten von CMSPI. „In Unternehmen ging es in den vergangenen Jahren vor allem darum, mehr Bezahlverfahren anzubieten, um mehr Umsatz generieren zu können“, sagt Berater Rothweiler. Er plädiert dafür, das Vorgehen anzupassen. „Der Fokus heute sollte eher auf der Effizienz von Zahlungsmethoden liegen: den richtigen Bezahlverfahren mit bester Conversion bei optimalen Kosten für mehr Profit.“
Payments: Das sollten Treasurer ändern
Denn die Kosten für Payment Services steigen momentan. „Zahlreiche Treasury-Abteilungen gehen mittlerweile in die Nachverhandlung mit ihren Payment Providern und erzielen gute Ergebnisse“, beobachtet Rothweiler.
Oft ließen sich zudem Effizienzen in der Treasury-Abteilung heben: „Die Zahlungsabwicklung wurde in den vergangenen Jahren eher stiefmütterlich behandelt“, sagt der Berater. Die Folge: „Viele Unternehmen lassen heute Millionen Euro an möglichen Einsparungen liegen.“ Bevor sie in Nachverhandlungen treten, sollten Treasury-Abteilungen daher intern eine Inventur machen, um einen Überblick über den eigentlichen Aufbau der Systemlandschaft zu erhalten.
Eine Lösung für Treasury-Abteilungen kann auch ein sogenannter Orchestration Layer sein. Dabei können Unternehmen einen zusätzlichen Dienstleister einschalten, der die Schnittstellen zu verschiedenen Zahlungsabwicklern herstellt. Dadurch würden weniger interne Ressourcen gebunden, und den Kunden können mehr Bezahlverfahren angeboten werden, so die Berater von CMSPI. Der zusätzliche Service kostet aber natürlich.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury.