Am europäischen Corporate-Bondmarkt ist einiges los. Im Februar platzierten 40 Emittenten insgesamt 65 neue Euro-Anleihen. Das Volumen belief sich auf 45,5 Milliarden Euro. Das sind 9 Prozent mehr als im ebenfalls starken Vorjahresmonat, wie eine aktuelle Marktanalyse der LBBW zeigt. Schaut man auf die vergangenen zehn Jahre, wird deutlich, wie aktiv der Markt derzeit ist. Nur 2015 lag das Volumen mit 47,2 Milliarden Euro über dem jetzigen.
Mit Blick auf die Emittenten zeigt sich deutlich, dass es ein Markt für die Top-Bonitäten ist: Laut LBBW kamen 94 Prozent der Emissionen aus dem Investmentgrade-Segment, fast die Hälfte aus den drei besten Kategorien AAA, AA und A. Die größten Transaktionen stammten von dem dänischen Getränkekonzern Carlsberg und dem US-Gesundheitskonzern Johnson & Johnson, die jeweils 4 Milliarden Euro einsammelten. „US-Konzerne nutzten erneut das für sie günstige Finanzierungsumfeld in der Euro-Währung und begaben mit 15 Milliarden Euro ein Drittel des Februar-Volumens“, beschreibt LBBW-Analyst Matthias Schell.
Deutsche Emittenten weniger aktiv
Deutsche Emittenten platzierten dagegen nur 4 Milliarden Euro, wobei ein Großteil (2,75 Milliarden Euro) auf die US-Tochter der Deutschen Telekom entfiel. „Ansonsten waren aus Deutschland nur Infineon und Metro präsent“, erklärt Schell. Die Metro-Transaktion (Kupon 4 Prozent, Laufzeit fünf Jahre) habe eine außergewöhnlich hohe Nachfrage auf sich gezogen und war zehnfach überzeichnet.
Stefan Hohenester, Corporate DCM-Chef der UniCredit für die DACH-Region, erklärt sich die Zurückhaltung der deutschen Unternehmen vor allem mit der laufenden Quiet Period vieler Häuser vor Veröffentlichung ihrer Zahlen. Die Bundestagswahl hingegen habe wenig Einfluss auf die Emissionstätigkeit gehabt. Anders der Faktor Trump: „Auf die Ankündigung von Zöllen oder ähnlichem reagiert der Markt kurzzeitig durch eine Ausweitung der Spreads“, erklärt der Banker.
Gewöhnungseffekt tritt ein
Allerdings sei vieles am Markt bereits eingepreist. „Es tritt zudem ein Gewöhnungseffekt ein, die Marktteilnehmer stellen sich auf das volatile Umfeld ein“, ergänzt er. Mit Blick auf die Spread-Entwicklung erwartet der Banker in diesem Jahr – mit kurzfristigen Ausschlägen – insgesamt eine Seitwärtsbewegung, wenngleich Risiken vorhanden sind.
Die hohe Aktivität der US-Emittenten am Euromarkt sieht der UniCredit-Banker positiv: „Die amerikanischen Konzerne gehen mit eher großvolumigen Transaktionen an den Markt, was eine Bestätigung der Tiefe und der derzeitigen Liquidität des Euromarkts ist.“
Antonia Kögler ist Redaktionsleiterin bei DerTreasurer. Sie schreibt über Finanzierung und Asset Management und verfolgt alle Entwicklungen rund um das Thema Sustainable Finance.