Der Energieversorger EnBW hat den Green-Finance-Markt angezapft und grüne Hybridanleihen über 1 Milliarde Euro begeben. Die Transaktion teilt sich in zwei gleich große Tranchen, die jeweils rund 60 Jahre lang laufen. Eine Tranche wird anfänglich mit 1,125 Prozent verzinst und kann erstmals im August 2024 zurückgezahlt werden. Die andere Tranche wird mit 1,625 Prozent verzinst und hat den ersten Call-Termin im Mai 2027.
BNP Paribas und Deutsche Bank waren als Joint Global Coordinators und Joint Structuring Advisors mandatiert. Außerdem waren Barclays, BayernLB, Citi, HSBC und Morgan Stanley als Joint Lead Managers beteiligt.
EnBW nutzt neuen EU-Green-Bond-Standard
EnBW ist damit das erste deutsche Unternehmen, das eine grüne Hybridanleihe emittiert. Mit dem Erlös will das Unternehmen den Ausbau von Offshore- und Onshore-Windkraft sowie Fotovoltaik-Projekte finanzieren. Der Energieversorger hat sich bei der Emission bereits am neuen Entwurf der EU für einen Green-Bond-Standard orientiert (siehe DerTreasurer 14/2019). EnBW ist in den entsprechenden Arbeitsgruppen an der Entwicklung des Standards beteiligt.
Wie bei der ersten Green-Bond-Emission des Unternehmens im Oktober 2018 wurden die Papiere nach dem Standard der Climate Bonds Initiative (CBI) zertifiziert. Zudem hat auch diesmal wieder die Nachhaltigkeitsagentur ISS-Oekom die Bonds bewertet. Dass es sich dabei um eine Hybridanleihe mit entsprechend längerer Laufzeit handelt, spiele für die Agentur dabei keine Rolle, wie EnBW auf Nachfrage von DerTreasurer erklärte. Moody’s, S&P und Fitch erkennen die Hybridanleihen je zur Hälfte als Eigenkapital an.
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EnBW emittiert unter neuer Prospektverordnung
Neben dem Novum eines deutschen Green Hybrids sorgten die Karlsruher noch für eine weitere Premiere: EnBW ist nach eigenen Angaben das erste Unternehmen, das Anleihen unter der neuen europäischen Prospektverordnung emittiert hat, die seit dem 21. Juli 2019 greift.
Dies habe sich insbesondere auf die Darstellung der Risikofaktoren ausgewirkt, erklärt Robert Radburg, der bei EnBW für Finanzen, M&A und Investor Relations zuständig ist: „Die neue Verordnung, sowie die Esma-Guidelines haben den Rahmen der Ausgestaltung abgesteckt.“ Bei der konkreten Umsetzung hätten anfangs mangels Präzedenzfällen bei allen Beteiligten Unsicherheiten geherrscht, so Radburg: „Aufgrund der bei EnBW bereits seit 2014 Integrierten Berichterstattung nach IIRC (International Integrated Reporting Council) waren die Anforderungen jedoch letztlich gut zu erfüllen.“
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Antonia Kögler ist Redaktionsleiterin bei DerTreasurer. Sie schreibt über Finanzierung und Asset Management und verfolgt alle Entwicklungen rund um das Thema Sustainable Finance.