M&A-Deal hält Bitzer-Treasury auf Trab

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken

Großübernahme, Diversifikation in der Finanzierung mit Zins-Pre-Hedging und Schuldscheindebüt – hinter dem dreiköpfigen Treasury des auf Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik spezialisierten Komponentenherstellers Bitzer liegen arbeitsreiche Monate. „Es gab viel zu tun, keine Frage“, fasst es Jochen Rehorsch, Director Corporate Finance and Treasury, zusammen.

Doch der Reihe nach: Ende Mai 2023 stand eine für Bitzer sehr große Investition an – die Übernahme von OJ Electronics, einem dänischen Hersteller von Elektronikkomponenten mit 180 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 64 Millionen Euro. „Das Unternehmen ist eine perfekte Ergänzung unseres Leistungsspektrums für elektronische Komponenten, insbesondere im Bereich Lüftungsanlagen und Fußbodenheizungen, und unterstützt so die Energieeffizienz in der Heizungs-Lüftungs-Klima-Branche im Allgemeinen sowie intelligente Lösungen für die Heizungsbranche“, erklärt Rehorsch. Konkrete finanzielle Details zu der Transaktion kommentiert Bitzer nicht.

Sportlicher Zeitplan bei Übernahme von OJ Electronics

Der Zeitplan war insgesamt sportlich: „Zwischen der Unterzeichnung der Exklusivitätsvereinbarung und der Finalisierung lagen keine zwei Monate“, erinnert sich der Treasury-Chef. Für ihn und seine beiden Kollegen habe der Deal eine Vielzahl an Sonderaufgaben mit sich gebracht, was nicht zuletzt an der speziellen Aufstellung der Abteilung liege: „Neben dem Treasury kümmern wir uns auch um die Bereiche M&A und Versicherungen“, so Rehorsch.

Abseits klassischer Treasury-Themen wie der Beschaffung einer Brückenfinanzierung für den Deal habe man daher den Akquisitionsprozess federführend und in enger Abstimmung mit Bitzer-CFO Frank Hartmann gemanagt. Hinzu gekommen seien Spezialthemen wie etwa die Implementierung einer W&I-Versicherung zur Reduzierung der Ankaufrisiken.

Gute Nachfrage für Bitzer-Schuldschein-Debüt

Doch damit nicht genug für 2023: Im Oktober folgte das Schuldscheindebüt des Sindelfinger Mittelständlers, dessen gut 4.000 Mitarbeiter im vergangenen Jahr knapp 1 Milliarde Euro Umsatz erwirtschafteten. Die Vorbereitungen für die Schuldschein-Platzierung gingen im Anschluss an die Finalisierung der Übernahme von OJ Electronics in die heiße Phase: „Wir wollten direkt nach der Sommerpause die Vermarktung für den Schuldschein starten“, so Rehorsch. Gerade als Debütant habe Bitzer dieses Zeitfenster nutzen wollen, da zu diesem Zeitpunkt in der Regel eine hohe Aufmerksamkeit seitens der Investoren garantiert sei.

Dies sei schlussendlich auch gut gelungen: Die Platzierung der Schuldschein-Tranchen mit drei-, fünf-, sie-ben- und zehnjähriger Laufzeit war laut Rehorsch deutlich überzeichnet, über 50 Investoren seien zum Zug gekommen mit einem Schwerpunkt auf dem Sparkassensektor sowie internationalen Kreditinstituten. Aufgrund der starken Nachfrage hat sich Bitzer final entschieden, den Debüt-Schuldschein in Höhe von 200 Millionen Euro zu platzieren, um neben den aktuellen Investitionen auch die Finanzierungsstruktur insgesamt neu auszubalancieren.

Bitzer-Treasury setzt auf Zins-Hedging

In Anbetracht der dynamischen Zinsentwicklung der vergangenen Monate entschieden sich die Schwaben außerdem dazu, die Zinsen für den geplanten Schuldschein frühzeitig zu sichern. „Angesichts der Turbulenzen an den Zinsmärkten haben wir uns damit deutlich wohler gefühlt“, so Rehorsch.

Strategisch trage der Schuldschein stark zur Diversifizierung der Fremdkapitalstruktur von Bitzer bei. „Bislang waren wir hier ganz traditionell mit einer syndizierten Kreditlinie aufgestellt.“ Inzwischen sei diese Struktur nun aber an ihre Grenzen gestoßen – trotz einer klassisch mittelständisch sehr hohen Eigenkapitalquote von über 50 Prozent.

Welche weiteren Themen das Rehorsch und sein Treasury-Team derzeit umtreiben, lesen Sie in Ausgabe 23 des E-Magazins von DerTreasurer.

hafner[at]dertreasurer.de

Philipp Hafner ist Redakteur bei DerTreasurer und FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Zuvor arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.