Seit dem Sommer 2024 hat die EZB bereits fünfmal die Leitzinsen im Euro-Raum gesenkt – von 4 auf 2,9 Prozent (Einlagefazilität). Bei der am heutigen Donnerstagnachmittag stattfindenden EZB-Ratssitzung dürfte die sechste Reduzierung um 25 Basispunkte folgen.
Diesem Trend zum Trotz bleiben Unternehmenskredite hierzulande vergleichsweise teuer. Laut dem neuen Zins- & Kreditmonitor von Fox Corporate Finance (FCF) liegen die durchschnittlichen Zinssätze für Unternehmenskredite aktuell bei etwa 4 Prozent. Ende 2024 lag dieser Wert noch bei 3,4 Prozent.
Der Zins- & Kreditmonitor analysiert halbjährlich die Entwicklung der Zins- und Kreditmärkte in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf mittelständische Unternehmen. „Unternehmen befinden sich somit in einem Umfeld mit Kreditzinsen, die zuletzt vor über einer Dekade auf diesem Niveau lagen“, ordnet FCF-Geschäftsführer Arno Fuchs die Ergebnisse ein. In den vergangenen drei Jahren sind die Kreditzinsen für hiesige Unternehmen laut FCF um etwa 2,6 Prozentpunkte gestiegen.
Banken verlangen höhere Risikoaufschläge
Die Ursachen sind nach Einschätzung von FCF vor allem bei den Banken zu suchen. Viele Geldhäuser hätten demnach ihre Risikoaufschläge beziehungsweise Kreditmargen erhöht. Gerade Unternehmen mit schwächeren Bonitäten (Rating BB- und niedriger) oder aus aktuell schwierigen Branchen wie etwa Automotive, Maschinenbau und Bauwirtschaft würden darunter leiden.
„Wir sehen am Markt, dass Banken ihre Risikomargen spürbar erhöhen und insgesamt restriktiver bei der Vergabe neuer Kredite werden“, warnt Kai Frömert, Managing Director der Business Unit Mittelstand bei Fox Corporate Finance.
Zuwachs an notleidenden Krediten und Kreditausfällen
Ursächlich für die gestiegene Zurückhaltung der Banken sei primär der Zuwachs an notleidenden Krediten und Kreditausfällen sowie Insolvenzen. Immerhin: Für Unternehmen mit guten bis mittleren Bonitäten ist der Bankenmarkt laut FCF nach wie vor aufnahmefähig bei Neufinanzierungen.
Arno Fuchs empfiehlt grundsätzlich frühzeitiges Handeln: „Firmen, deren Kreditverträge innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre auslaufen, sollten bereits jetzt aktiv werden, um von dem aktuellen Kreditumfeld noch zu profitieren und Risiken vorausschauend zu managen.“
Philipp Hafner ist Redakteur bei DerTreasurer und FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Zuvor arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.