Aluminium, Nickel, Öl und Gas: Die Energie- und Rohstoffpreise sind nach Beginn des Ukraine-Kriegs in die Höhe geschossen und immer noch sehr volatil und schwer zu handhaben. Das ruft das Treasury auf den Plan. „Die großen Unternehmen und Multinationals haben in der Regel bereits ein sehr gutes und aktives Hedging-Programm im Hinblick auf Devisen, Zinsen und Rohstoffe“, sagt Maxim Andreev, Spezialist für FX & Commodities Sales bei der SEB. Aber insbesondere bei mittelständischen Unternehmen bestünde derzeit beim Rohstoff-Hedging noch Nachholbedarf.
„Wir haben in den vergangenen Wochen viele Neukundengespräche geführt – speziell mit Mittelständlern mit einem Umsatz zwischen 500 Millionen Euro und 2 Milliarden Euro“, sagt der Hedging-Spezialist. Diese Firmen hätten bislang oft nur Devisen und Zinsen gesichert. „Um Rohstoffe hat sich bei diesen Unternehmen bisher allein der Einkauf gekümmert, das Treasury war da nicht eingebunden“, sagt Andreev. Das habe sich nun geändert. Die Aktivitäten im Rohstoff-Hedging haben sich ihm zufolge „gefühlt“ verdoppelt, auch wenn der Hedging-Spezialist das nicht mit Zahlen belegen kann.
Info
Anfang Mai 2022 hat bei unserer Schwesterpublikation FINANCE ein Webinar zum Thema „Management von Commodity Exposures in extrem volatilen Märkten“ stattgefunden. Hier können Sie sich den Mitschnitt ansehen.
Rohstoff-Hedging mit Swaps und Optionen
Die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise können Treasurer mit gängigen Instrumenten wie Swaps absichern. „Gerade Unternehmen, die bislang noch kein Rohstoff-Hedging gemacht haben, erreichen damit ein gutes Ergebnis, da Swaps relativ einfach zu handhaben sind“, sagt Andreev. Dabei sei es wichtig, sich bei der Absicherung Laufzeiten auszusuchen, die in den physischen Einkauf passten. „Einkauf und Treasury müssen immer Hand in Hand arbeiten und sich genau abstimmen“, rät der Hedging-Spezialist.
Es hilft zudem, wenn die Unternehmen eine gute Mittel- und Langfristplanung haben. Derzeitige Preiskorrekturen könnten genutzt werden, um schon jetzt die Preise für die Jahre 2023 bis 2026 festzuzurren.
Ein weiteres geeignetes Instrument für die Absicherung des Rohstoffpreisrisikos sind Optionen. Allerdings sind durch die massive Volatilität die Optionsprämien laut Andreev enorm in die Höhe gestiegen und der Preis für die höhere Flexibilität aktuell für die meisten Unternehmen zu hoch. „Natürlich kann die Prämie durch das Strukturieren eines Optionsprodukts mit verkauften Optionen oder Barrieren verbilligt werden“, sagt Andreev. Jedoch könnten die Verluste einer verkauften Option theoretisch unendlich ausfallen, was wiederum eines noch aktiveren Managements der Risiken bedürfe.
Sabine Paulus ist Redakteurin bei DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Finanzierung, Fintechs sowie Personal und Organisation im Treasury.