Banken digitalisieren an den Wünschen ihrer Firmenkunden vorbei

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Die Digitalisierungsinitiativen der Banken gehen in weiten Teilen an den Wünschen der Firmenkunden vorbei. Das legen die Ergebnisse des 21. Treasurer-Panels nahe, für das DerTreasurer von Ende September bis Mitte Oktober Finanzverantwortliche im deutschsprachigen Raum befragt hat. Die Umfrage, die von der Deutschen Bank unterstützt wurde, zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen den Feldern, in denen die Banken nach Wahrnehmung der Befragten digitalisieren, und den Bereichen, in denen die Finanzverantwortlichen den größten Bedarf für eine Digitalisierung sehen.

Wenn die befragten Treasury-Chefs über die Digital-Budgets der Banken bestimmen dürften, wäre ihre Priorität klar: Viele würden das Geld vor allem in die Automatisierung von Know-Your-Customer-Prozessen, kurz KYC, investieren. 46 Prozent der Befragten sehen hier den größten Bedarf für eine weitere Digitalisierung. Allerdings nehmen nur 3 Prozent die meisten Aktivitäten der Banken dort wahr. Bereits die Antworten im vergangenen Treasurer-Panel zeigten, wie viel Aufwand und Ärger das Thema KYC bei Finanzverantwortlichen verursacht.

Eine elektronische, standardisierte Übermittlung von Daten könnte helfen, diese Probleme zu lösen, hofft unter anderem E.on. Der Energieversorger hat gerade gemeinsam mit Omikron ein neues Tool entwickelt, das Kontoeröffnungen inklusive KYC-Checks automatisieren soll.

Schuldscheinplattformen sind bei Banken en vogue

Ähnlich eklatant ist der Widerspruch im Hinblick auf Anleihen und Schuldscheine – allerdings mit umgekehrten Vorzeichen: Fremdkapitalemissionen stufen nur 6 Prozent als drängendste Digitalisierungsbaustelle im Firmenkundengeschäft ein. Nach dem Eindruck der Befragten stehen Anleihen und Schuldscheine derzeit jedoch im Zentrum der Initiativen der Banken: Mit 37 Prozent glaubt dies die relative Mehrheit der Befragten.

Banken digitalisieren an Firmenkunden vorbei

Fremdkapitalplattformen sind der letzte Schrei bei Banken, Treasurer wollen aber zunächst die Basics wie KYC-Prozesse automatisieren. Die Digitalisierungsinitiativen der Banken gehen deshalb in Teilen an den Wünschen ihrer Firmenkunden vorbei.

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In der Tat gibt es derzeit diverse Initiativen: LBBW, HSBC, Erste Group und nun die NordLB haben jeweils Emissionsplattformen aufgelegt, über die Unternehmen ihre Schuldscheine selbst vermarkten können. Das Fintech VC Trade konnte für seinen Marktplatz bereits sieben Banken gewinnen – darunter die BayernLB und die Helaba. Dass die Banken in dem Bereich so aktiv sind, dürfte auch eine Lehre aus der Erfolgsgeschichte der Devisenhandelsplattform 360T sein: Statt sich die Bedingungen von den neuen Playern diktieren zu lassen, wollen die Banken den Wandel selbst frühzeitig mitgestalten.

Wie die Befragten die Schuldscheinplattformen bewerten, das erfahren Sie in der Aufmachergeschichte des aktuellen E-Magazins. Das komplette Treasurer-Panel können Sie hier herunterladen.

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